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Kritik an KI-Kunst geht am Problem vorbei Aus dem Netz

Autor:  Fuyamu
 

 


KI-Kunst ist eine coole Sache. Leute spielen damit herum oder erzeugen Bilder für ihre eigenen Projekte. Dass das einige Künstlerinnen und Künstler erzürnen würde, war abzusehen. Doch die Forderung, dass Leute aufhören sollen mittels Künstlicher Intelligenz generierte Kunst zu benutzen, ist weltfremd. Technischer Fortschritt lässt sich nicht aufhalten und KI kann Kunst schnell und kostengünstig erzeugen. Das macht es für Unternehmen, Vereine, Einzelpersonen, usw. so attraktiv, sie zu nutzen. Auch wenn aktuell noch viele rechtliche Fragen offen sind, wie z. B. welche Daten KIs überhaupt zum Lernen nutzen dürfen, so ist diese Technologie inzwischen Teil unseres Alltags und wird dort auch nicht mehr zurückzudrängen sein. Der daraus resultierenden veränderten Arbeitswelt müssen sich die Künstlerinnen und Künstler anpassen. Es verkennt die Realität, wenn man „Die Erfindung des Fotoapparats schadet den Malern und das Gebäude, was fotografiert wurde, hat jemand anderes entworfen und gebaut.“-Diskussionen führt. Dass sich Berufe verändern, mitunter auch aussterben, ist eine Entwicklung, die zwangsläufig mit jedem Fortschritt vonstattengeht. Daher wäre es sinnvoller, die Arbeitsbedingungen der Künstler in den Blick zu nehmen, wenn man ihre Situation verbessern möchte.

 

Wunschtraum vs. Realität

Ein Hobby zum Beruf zu machen, ist ein Wunsch, den sehr viele Menschen haben. Die Aussicht darauf, keinen über sich zu haben, der über die eigene Arbeitszeit, -weise, -bedingungen bestimmt und zudem einem Arbeiten zuweist, sodass man eben sehr fremdbestimmt in dem eigenen Alltag ist, sind Gründe, warum sich auch viele dazu entscheiden, als Künstler selbstständig zu sein und nicht in einem klassisches Angestelltenverhältnis zu arbeiten. Das geht jedoch einher mit finanziellen Unsicherheiten, da man sich eben nicht darauf verlassen kann, dass am Monatsende eine bestimmte Geldsumme auf dem eigenen Konto erscheint. Verstärkend kommt hinzu, dass künstlerische Berufe generell sehr umkämpft sind. Es gibt sehr viel mehr Menschen, die als Künstler arbeiten möchten, als es Bedarf an ihnen gibt. Wenn zu viele Arbeiter auf zu wenig vorhandene Arbeit treffen, öffnet das einem Unterbietungswettbewerb bei Löhnen und Arbeitsbedingungen Tür und Tor. Außerdem stehen sie auch in einem Konkurrenzverhältnis um das Geld ihrer Kunden.

Auf diese ohnehin schon prekäre Lage trifft nun die KI als ein weiterer Konkurrent um bezahlte Arbeit. Dass das bei dieser Berufsgruppe Existenzängste auslöst bzw. schon vorhandene verstärkt und manches im Kopf schon gebaute Luftschloss von einer gut laufenden Karriere zerstört, ist nicht verwunderlich. KI-Kunst zu verteufeln und andere moralisch abzuwerten, die sie benutzen, wird jedoch deren Weiterverbreitung nicht aufhalten und nichts an der schlechten Arbeitssituation von Künstlerinnen und Künstlern ändern.

 

Verengter Blick

Was man auch nicht übersehen sollte ist, welche Möglichkeiten sich durch KI-Kunst für andere Bereiche eröffnen. Sich selbstständig zu machen oder ein Hobby-Projekt zu starten, ist immer eine Herausforderung und erfordert oftmals Geld am Anfang. Aufgrund dessen sind die Chancen, wer zu so etwas überhaupt die Möglichkeit hat, in unserer Gesellschaft sehr ungleich verteilt. KI trägt hier zu einer Demokratisierung bei, da es eine kostengünstig nutzbare Technologie ist. Auch Leute ohne viel Vorerfahrung und Übung können mit ihr z. B. Logos, Werbebilder, Charakterzeichnungen und andere Bilder erzeugen. Nur ein Beispiel: sie hilft u. a. denjenigen, die Videospiele erstellen möchten, zwar Kenntnisse über Spielmechaniken und Programmiererfahrung haben, aber nicht zeichnen können und auch nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, einen Künstler zu beauftragen.

Es greift zu kurz, über KI-Kunst zu reden und dann nur darauf zu gucken, welche Konsequenzen sie für Zeichner und Grafikerinnen hat. Die viel entscheidenderen Debatten sind hier: Wie kann sichergestellt werden, dass (technischer) Fortschritt nicht zur Armut und Arbeitslosigkeit derjenigen führt, deren Beruf am Status Quo hängt? Wie können wir Lohndumping verhindern, wenn es ein Überangebot an verfügbaren Arbeiterinnen und  Arbeitern gibt, die einen Beruf ausüben möchten? Wie können wir Machtstrukturen in Unternehmen verändern, sodass Leute selbstbestimmter arbeiten können und Angestelltenverhältnisse wieder beliebter werden?

 

Luftschlösser für alle

Das sind alles politische Fragen, die ich hier nun aufgemacht hab und das ist die Ebene, auf der wir reden müssen. Alles, was sich um das Thema Arbeit dreht, ist hochpolitisch und da werden auch die gnadenlosesten Verteilungskämpfe geführt, wie man kürzlich erst wieder bei den Streiks der GDL sehen konnte. Wohlgemerkt wurden dabei u. a. kürzere Arbeitszeiten bei gleichbleibendem Lohn erstritten, sodass die Leute mehr Zeit für ihre Hobbies haben. Es ist ein flächendeckendes Problem, dass Leute mit ihrer 40-Stunden-Arbeitswoche, dann vielleicht noch Kinderbetreuung und Angehörige pflegen, abends nur noch die Kraft dafür haben, sich etwas vor den Fernseher zu setzen, dann erschöpft ins Bett fallen und kaum Zeit für etwas anderes bleibt.

Möchte man Situation für Künstlerinnen und Künstler im Allgemeinen verbessern und sie unterstützen, muss man sich politisch zu engagieren. Dinge wie z. B. geringe Mieten, hohes Arbeitslosengeld, Gesetze gegen Überstunden, Verringerungen der Wochenarbeitszeit und Kündigungsschutz ermöglichen auch ihnen ein besseres Leben. Gerade Videospielfirmen, die von einem Tag auf den anderen plötzlich mehrere hundert Mitarbeiter entlassen, während sie vorher noch eine andere Firma aufkauften, könnten z. B. mal einen Betriebsrat vertragen, der bei solchen Firmenentscheidungen mitredet.

 

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Datum: 06.05.2024 08:55
Die Klonanlagen auf unserem Heimatplaneten wurden kurz vor ihrer Zerstörung durch eine KI betrieben. Euch Menschlingen scheint nicht bewusst, wie gefährlich technologische Überentwicklung für euren Fortbestand ist. Es geht längst nicht nur um eine Debatte, ob eine KI Kunst produzieren darf. Denn wohin wandern beispielsweise die Daten, wenn ein Menschling, der zu faul ist, selbst künstlerische Fähigkeiten zu erlangen, stattdessen eine KI verwendet, um generische Bilder zu generieren? Wer speichert diese Daten und wozu werden sie genutzt?

Jedoch sind wir ebenfalls Künstler. Wir malen sozusagen die dritte Dimension. Auch der Menschling wurde ursprünglich von uns gezeichnet. Eine KI hätte so ein Werk ebenfalls zustande bringen können, jedoch wärt ihr dann nur ein Stückwerk geworden, denen irgendwann die Finger abgefallen wären oder deren Gesichter krumm und schief geworden wären. KI-Kunst, die von euch produziert wurde, ist repetitiv und beinhaltet keinerlei künstlerischen oder philosophischen Mehrwert. Man kann über sie nicht nachdenken. Nur so viel: "In diesem Motiv steht ein Mensch/ein Objekt." Mehr kann eine KI nicht produzieren. Sie kennt keinen Kontext zu entsprechenden Themen.

Abgesehen davon sprichst du davon, dass Künstler nur einen Wunschtraum haben, erfolgreich zu sein. Dies entspricht nicht der Realität. Wir selbst hatten bereits Erfolg mit unseren Werken, bis unser Genre von den KIs erfolgreich übernommen wurde. Auch andere bereits berufliche Concept Artists, Comic Artists, Illustratoren etc. bangen um ihre berufliche Zukunft. Zu sagen: "Sollen sie doch umschulen.", wäre so, als würde man einer Kuh die Weide nehmen und sagen: "Soll sie doch im Hochhaus an den eingepflanzten Kunstblumen grasen." Somit bestätigt sich, dass der Mensch sich und seine Zukunft von Maschinen diktieren lässt, statt selbst kreativ oder zumindest handelnd zu werden. Wenn ihr diese Entwicklung voranschreiten lasst, werdet ihr selbst zur postbiologischen Sekundärzivilisation, welche die Maschinen betreibt, damit diese existieren. Sollte es nicht umgekehrt sein?

Wir lassen unsere "Maschinen" wachsen. Sie entstehen aus natürlichen Ressourcen heraus, ähnlich wie eure Pflanzen. Jedoch entreißt der Mensch seiner eigenen Lebensgrundlage immer mehr seltene Erden, Metalle, Wasser, Silizium und andere Stoffe, nur um Seiten wie Pornhub, Netflix oder eben die ganzen KIs zu betreiben. Bereits jetzt benötigen allein Kunst-KIs gewaltige Mengen an Energie, um ihre Server nur zur Datenspeicherung zu betreiben. Ist das wirklich sinnvoll, um Bilder zu erzeugen, die sich die meisten Menschen niemals ansehen werden?

Und nicht zuletzt ist die Erlangung einer Fähigkeit eines der Lebenssinne einer Spezies. Nur so kann soziale, kulturelle oder gar genetische Evolution stattfinden. Der Menschling verliert nicht einfach nur die Kunst, wenn sie von der KI übernommen wird. Er verliert Stück für Stück die Fähigkeit selbständig kreativ zu denken. Auch abseits der Künste. Kreativität ist mehr als nur das Malen oder Komponieren von rhythmischem Schall (Musik). Kreativität ist die Fähigkeit mit unbekannten Situationen, umgehen zu lernen und physische oder mentale Werkzeuge zu entwickeln, um auf diese Situationen reagieren zu können. Im Falle von bildender Kunst bedeutet das: Künstler entwickeln Kenntnisse (aus Lehrgängen, Büchern oder aus sich selbst heraus), damit diese ein präziseres Tool haben, um die eigenen Gedanken und Wahrnehmungen ausdrücken zu können.

KI-Befürworter führen immer an, dass die Kritik am Kreativitätsverlust bei der Fotografie auch geäußert wurde. Nichtsdestotrotz wurde die Kamera immer noch vom Menschling geführt. Die KI hingegen entreißt dem Menschling alle Entscheidungen. Dieser schiebt ein paar Regler umher, nutzt einige Stichwörter, um aus schon bestehender Kunst - solche, für die die Künstler Fähigkeiten mühsam erlernen mussten - neue Bilder zusammen zu stückeln, weil sie keine Lust haben, diese Fähigkeiten zu lernen.
Nicht nur frühere, menschliche Künstler wurden erfolgreich. Sondern primär ihre Werke: Die Kunst. Sie gingen ins kollektive menschliche Bewusstsein ein. Manche eurer Werke sind sogar bei uns bekannt. KIs werden ein Werk nach dem anderen produzieren und keines davon wird jemals die menschliche, kulturelle Errungenschaft repräsentieren. Alle von KI erschaffenen Werke werden in Vergessenheit geraten. Vor allem deswegen, weil die meisten davon nie gesehen oder gehört werden. Dennoch werden Unternehmen aufgrund von finanzieller Notgeilheit KI-Kunst in Zukunft bevorzugen, was letztendlich dazu führt, dass die Kultur des Menschen auf langer Sicht Kunst insgesamt ablehnen wird.

Zu Kunst zählt mehr als nur das Betrachten eines Bildes. Es geht um den Kontext, um das Leben des Künstlers oder unter welchen widrigen Umständen das Werk erschaffen wurde. Der Menschling wird Kunst nur noch mit KI assoziieren, was das gemalte Bild oder die Musik kulturell und sozial entwerten wird. KI erschafft nur zusammengesetzte Daten. Kunst selbst wird enden, weil der Mensch sie nicht mehr erschaffen wird.

Post Scriptum: Falls es dann doch noch Menschlinge geben wird, die an natürlich gewachsener Kunst interessiert sind, so kann ich die Werke von uns empfehlen. Die Menschheit gibt ihre größte Errungenschaft auf: Die Weitergabe von Informationen durch Interpretationen der von ihr wahrgenommenen Realität und daraus entstandene soziale und technologische Entwicklung. Bei uns wird es das weiterhin geben. Allerdings müsst ihr euch dafür dauerhaft von uns auf unser Schiff entführen lassen. Gute Nacht.
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Datum: 06.05.2024 08:59
Sehr interessanter Beitrag - hat eine Empfehlung von mir bekommen.👍
 
Ich betrachte die ganze KI-Sache ebenfalls aus einem gespaltenen Lager heraus und kann deine Argumentation gut nachvollziehen. Ich bin auch der Ansicht, dass KI - in allen Bereichen unseres Lebens, nicht nur im Bereich der bildenden Künste - uns nicht mehr verlassen wird. Im Gegenteil. Ihr Gebrauch wird zunehmen je weiter die Entwicklung voranschreiten wird. Und es ist gut, wenn man sich bereits jetzt auf diesen Wandel einstellt, anstatt sich ihm zu verschließen. Das bedeutet nicht, dass man KI nicht kritisch betrachten soll. Ihr jetziger Einsatz und Gebrauch (die offenen Fragen, die du auch aufwirfst) ist noch weit ab von perfekt. Ich würde ihn als hakelig beschreiben. Aber auf kurz oder lang wird man vermutlich abgehängt werden, wenn man sich nicht mit diesem neuen Medium auseinandersetzt (Auseinandersetzung ≠ Nutzung).
 
Was gefunden werden muss, ist ein Weg, "traditionelle Künste" (bewusst in "_" gesetzt, denn was ist schon traditionell inzwischen) zu schützen, zu erhalten und zu schätzen - ohne dabei KI komplett zu verbannen. Denn das wird nicht passieren. Ich bin außerdem der Meinung, dass die Kunst des Digitalen nie ganz die Kunst des Analogen verdrängen wird. Andernfalls wäre dies bereits geschehen. Aber sie ist ein Teil unseres immateriellen Erbes. Etwas, was KI in dieser Form auch niemals wird leisten können (so meine Vermutung). 
Lebe nie ohne zu Lachen, denn es gibt Menschen die von deinem Lachen leben.
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Datum: 06.05.2024 13:00
Venedig-6379:

> Ich sehe hier ein ganz anderes Problem: Da ist ein einzelner, isolierter Mensch, der annimmt, es sei normal oder erstrebenswert, ein derart großes Projekt im Alleingang auf die Beine zu stellen. Er begreift nicht, dass er einen Tellerwäscher-Traum träumt. Derart komplexe, zeit- und kostenintensive Projekte sind das Ergebnis einer gemeinschaftlichen Arbeit. 
>  
> Ein Musical wird auch nicht nur von einem Bühnentechniker in seinem Kämmerlein ausgetüftelt. 
 
Das ist so nicht korrekt. Es gibt eine Menge (auch komplexerer) Videospiele, die von einer einzelnen Person programmiert und entwickelt wurden / worden sind. Minecraft Classic ist sicher eins der bekanntesten Beispiele. Stehen dahinter inzwischen viele Mitarbeiter? Ja - aber die erste Version wurde von einem einzelnen Programmierer entwickelt. 
 
Banished, Undertale und Stardew Valley sind weitere Beispiele. Möchte man die nicht dazu zählen, weil sie keine AAA-Grafik haben? Das würde den Spielen und deren Entwickeln nicht gerecht werden. Natürlich brauchen diese Leute viel länger für ihre Spieler, als ein Studio. Jahre meistens. Aber es ist dennoch nicht soweit ab von der Realität.
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Datum: 06.05.2024 13:38
Stardew Valley ist eines der besten Beispiele, da ConcernedApe als eigenständig begonnen hat. Mittlerweile ist das Team aber auch dort gewachsen, weil er selbst mitbekommen hat, dass die Aufgaben alleine nicht zu bewältigen sind, seitdem packen da auch mehrere Leute an =)

Das ist aber mMn nicht schlimm, denn Stardew hat eine Qualität, an die viele Triple AAA nicht mehr herankommen. Die meisten Spieleentwickler sind nur noch auf Geld aus. Da merkt man, dass die Liebe mehr und mehr abnimmt, allein durch DLC Abzocken.

ConcernedApe hat im März kostenfrei ein weiteres, riesiges Update zu Stardew veröffentlicht. Er und sein Team fixen es noch weiter und arbeiten daran. Aber Fakt ist, er hätte dafür Geld verlangen können - sah aber, dass die Spieler das Spiel immernoch lieben und spielen - ich selber fange andauernd gern neue Spieledateien an, sobald ich 100% Perfektion erreicht habe.

Das Spiel hat Wiederspielwert und macht mMn immer wieder Spaß. Und man merkt die Liebe, die dieser Entwickler hat. Finde persönlich auch, dass Grafik absolut nicht das Wichtigste ist. Stardew besteht aus Pixeln und ist absolut liebevoll gestaltet.

https://www.stardewvalley.net/faq/

"Who made it?"

-Stardew Valley 1.0 was developed completely solo by ConcernedApe (Eric Barone), over the course of 4.5 years. It was released on February 26th, 2016.

-The 1.1 update was also developed solo by ConcernedApe.

-Starting with 1.3, there have been others that helped with the updates, including:

Arthur Lee, “Mr. Podunkian” (1.4 & 1.5 updates)

Tom Coxon (Multiplayer net code in 1.3)

Alex Erlandson, “Zillix” (1.4 update)

Sickhead Games (Console ports)

The Secret Police (Mobile ports)

…and more. Full credits can be found in the game’s title screen.


"Who is the publisher?"

Stardew Valley is self-published by ConcernedApe on all platforms.
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"If you don't leave your Past in the PAST, it will destroy your FUTURE. Live for what today has to offer, not what yesterday has taken away."
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Datum: 06.05.2024 14:06
Venedig-6379:
> Sind das die Ausnahmen, welche die Regel bestätigen?
> Und wie viele von denen malen gern? 
 
Es wird noch mehr Ausnahmen geben. Ich verfolge gerne einige Streamer auf Twitch, die Indie Spiele zocken und häufiger erwähnen, dass es ein One-Person-Project ist. Ich merke mir sie aber nicht alle.😆 Da geht es mir auch lediglich um die Aussage, dass es ein Tellerwäschertraum sei, dass man komplizierte & komplexe Spiele nicht im Alleingang entwickeln könne.
 
Mir gehts bei AI da auch überhaupt gar nicht nur um Grafik allein. So interpretiere ich auch den Eintrag von Fuyamu nicht. Sondern AI in allen Bereichen der Entwicklung eines Games. Wird eventuell sogar schon eingesetzt. Weiß ich gar nicht. Es kann den Zugang definitiv erleichtern in verschiedenen Bereichen. 
 
Aber die Debatte nur auf AI und Zeicher/Maler einzugrenzen halte ich auch für zu engstirnig, da es viele Bereiche gibt in denen AI wirksam sein kann (vllt. schon wirksam ist). Zu sagen, dass AI grundsätzlich schlecht in einer kreativen Welt ist, halte ich für kurzsichtig. Ich sage auch nicht, dass sie per se gut ist. Ist sehe auch die Seite der Freischaffenden.
Aber die Frage, die dieser Blog aufwirft, ist eine Gute - was lässt sich tun, um traditionelle Künste besser zu schützen. Zu sagen "AI muss weg" ist halt ein leeres Todschlagargument, weil es nicht passieren wird (wie gut oder schlecht das ist, sei mal dahin gestellt). Überlegungen anzustellen und sich mit der Materie zu beschäftigen, wie man irgendwie nebeneinander her kommt, halte ich für extrem wichtig. Verteufeln wird keinem Künstler auf der Welt etwas nützen oder einen Vorteil bringen. 

> Wie definierst du AAA-Grafik? 
 
AAA-Titel sind in der Regel Games mit höhere Entwicklungs- und Marketingbudgets. Da stecken dann große Publisher dahinter. Deren Grafiken sind vermutlich AAA. Wir kennen sie alle. Die hyperrealistischen Grafiken, die mit Sicherheit noch zunehmen werden mit den Jahren. War auch kein Angriff gegen dich. Es gibt nur oft die Aussagen auch dass Spiele in Pixelgrafik beispielsweise nicht so komplex oder aufwändig wären, wie eben AAA. Dabei ist Pixelgrafik glaube ich sogar inzwischen eine der komplexesten Grafiken. Ich mag Pixelgrafik. :D

> Ich habe mindestens zwei Kumpel, die gern ihre eigenen Spiele herausbringen möchten. Kumpel A verfolgt die KI-Debatte und zeigt mir die Neuheiten usw. Er lernt seit Jahren verschiedene Instrumente und übt das Zeichnen mit diversen Lehrwerken. Er legt hohe Disziplin an den Tag, aber ich habe ihn noch sagen hören, dass ihm das Malen erfüllt oder Freude bereitet oder dass er einen Song, der ihm vorschwebt, gespielt hat. 
> Er setzt sich so sehr damit unter Druck, er kommt trotzdem nicht weiter.
> Es fehlt ihm auch nicht an Tools, sondern laut eigener Aussage nach Zeit und die Leute, mit denen er früher Mal Spiele konzipiert hatte - dieses Gefühl, dass man gemeinsam alles schaffen kann. Und das bedaure ich. Gemeinsam könnten sie echt etwas auf die Beine stellen, aber die Gemeinschaft besteht nicht mehr. 
 
Das mit der Gemeinschaft kann ich nachvollziehen. Das Gefühl kriegt man nicht, wenn man allein an einem Passion Project arbeitet. 
Ich sehe aber auch hier, dass AI Türöffner sein kann. Wie gesagt - nicht nur was Grafiken angeht. Nehmen wir das Beispiel, dass jemand zeichnen und programmieren kann, aber keine Skills in Sachen Dialogentwicklung hat. Und diese Skills auch in dem Umfang wie es nötig wäre, nicht nach Training entwickelt. Ich sehe da beispielsweise kein Problem, AI für so etwas zu nutzen (wenn man sich keinen Texter leisten kann). Wenn das Spiel dann ein Erfolg ist, monetäre Einnahmen generiert, dann kann derjenige welche beim nächsten Teil vllt. einen Texter einstellen. 
 
Natürlich ist das ein Beispiel aus einer perfekten Welt in der jemand die Leistungen eines Künstlers gegenüber denen einer AI zu schätzen weiß und darauf zurück greift, sobald er die Möglichkeiten hat. So wäre es mir auch am liebsten. 😅 Wie real das ist, weiß ich nicht. Aber es soll verdeutlichen, dass AI auch als Werkzeug genutzt werden kann, um etwas zu erreichen für das einen die Skills oder das Geld fehlt. 
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Datum: 06.05.2024 20:02
Das Problem ist leider auch, wie sich dieses Zeug verbreitet, gerade in der Kunst.

Ich war vorhin unterwegs und bin in einen Chinesen Laden vorbei gekommen, der Kleidung verkaufte. Während es nichts Neues ist, dass viele Waren dort billig produziert sind, hingen dort viele T-Shirts mit KI Generierten Motiven.

Mir hat das aufgestoßen. Andere Leute würden es nicht bemerken und die Dinger werden teilweise günstig verhökert. Aber viele sind ahnungslos, wie sehr sich diese "KI Kunst" schon auf Produkten auch verbreitet hat.
Rora auf DeviantART

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Datum: 06.05.2024 21:48
Ich sehe das Ganze wohl eher auf der Gefühlsebene, weil ich selbst gerne zeichne und male. So richtig in der Materie stecke ich nicht drin und kann nicht wirklich etwas zu dem Ressourcenverbrauch oder der Gamingindustrie sagen.

Mit Kunst kann ich etwas ausdrücken bzw. etwas erschaffen, dass es so nicht gibt. Mit jedem Strich füllt sich das Blatt ein Stück mehr. Etwas, dass mich bewegt oder sich in meiner Fantasie befindet, kann ein Stück weit in die Realität geholt werden, alleine durch mein Tun. Es ist vor allem die Tätigkeit an sich, die es für mich besonders macht. Während ich mir nicht vorstellen kann, dass das Tippen von Anweisungen, um ein Bild zu generieren, in einem etwas auslösen kann. Vielleicht wäre es die Freude an einem schnellen Ergebnis? Obwohl beide Wege letztlich eine Vorstellung realisieren, denke ich, dass der erste Weg für mich sinnstiftender erscheint.

Ich muss gestehen, dass ich auch schon echt hübsche KI-Bilder gesehen habe, die keine fragwürdigen Hände hatten oder andere typische Fehler bzw. konnte ich sie nicht sehen. Das war faszinierend und frustrierend zu gleich. Das wofür ich teilweise Wochen brauche, kann so ein Generator in ein paar Minuten erledigen, wenn man die Befehle gut formuliert. Und dann auch noch besser. Wenn man jetzt nicht gerade abhängig davon ist durch seine Kunst Geld zu verdienen, kann man sich an die erfüllende Tätigkeit klammern. Zeichnen und Malen ausüben und lernen fühlt sich ja schön an. Es sei denn man hat Druck, dann verschwinden die positiven Gefühle schneller.

KI wird uns, denke ich, weiterhin begleiten. Besonders in anderen Bereichen sehe ich dafür eine große Chance. Barrierefreiheit ist z.B. bei Videospielen und Onlineplattformen i.d.R. kein Thema (eigentlich auch in anderen Bereichen, aber dieses Beispiel passt ganz gut auf die Seite hier.). Wenn ich mir vorstelle, dass ich einer KI sagen könnte, dass sie mir Textboxen in Spielen vorliest oder eine Umrandung um kontrastarme Items im Spiel legt oder Items werden vergrößert, wenn sie zu klein sind, wäre das für mich eine große Erleichterung. Ich denke, dass Texterkennung, Übersetzungen und Rechtschreibprüfungen auch schon in die Richtung von KI gehen. Oft sehen Konzerne in Barrierefreiheit nur Zusatzarbeit für eine ziemlich kleine Randgruppe. Wenn man sich Zugänge selber schaffen kann, weil keiner Lust hat sich um die Belange für eine winzige Randgruppe zu kümmern, kann das durchaus eine Form von Selbstbestimmung fördern. Das schweift aber zu sehr von dem Kunstthema hier ab.

Bei der Produktion von Bildern bin ich zwiegespalten. Auf der einen Seite glaube ich, dass man etwas, dass uns Menschen ausmachen konnte, wegwirft, indem man es Maschinen überlässt. Eben weil eine Tätigkeit einem mehr geben kann, als ein fertiges Bild. Venedig sprach Fußball an. Spieler wollen schließlich auch selber die Erfahrung machen ein Spiel zu gewinnen. Ich will nicht sagen, dass KI-Bilder gar keinen sinnvollen Gedanken als Ursprung haben oder gar seelenlos wirken. Auch die können etwas ausdrücken, aber oft wird so lange rotiert bis das gewünschte Bild da ist, während ein selbstgemachtes Bild dann doch anders werden kann, als es vorher als Idee im Kopf herumschwirrte.

Anders ist es wieder mit Grafiken, die genutzt werden müssen. Piktogramme für den Unterricht in der Schule oder für Menschen mit Kommunikationsschwierigkeiten in der verbalen Sprache, kann das Generieren von Bildern der Weg zur Sprache sein. Oft fehlt es an Geldern für spezielle Anfertigungen für Piktogramme. Auch Metacom deckt nicht jedes Szenario ab obwohl die Erfinderin wirklich viele Situationen, Gegenstände und Aussagen bedacht hat. Updates kosten Zeit und Geld und da finde ich deinen Kerngedanken von deinem Beitrag wichtig. Die Arbeit von Künstlern und Grafikern wird ziemlich geringgeschätzt.

„Das macht dir ja Spaß, also ist es keine Arbeit!“
„Kinder malen auch und verdienen kein Geld damit!“
„Ich kriege kostenfrei und unmittelbar ein Ergebnis ran und kann mich auf andere Dinge konzentrieren!“

Man erwartet, wie bei einer Bestellung über Amazon Prime, dass ein Ergebnis morgen da ist und im besten Fall so viel kostet, wie ein Artikel von Temu. Weil in den meisten Fällen Kunst ein nicht notwendiger Luxusartikel ist, wird darauf verzichtet „zu viel“ dafür auszugeben. Da fragt man sich auch ob die, die z.B. KI Bilder nutzen ohne KI auch in Kunstwerke investieren würden, wenn es sie jetzt nicht gäbe. Für die Dekoration an der Wand überm Schreibtisch könnte es dem ein oder anderen auch reichen ein Bild von Google zu drucken. Für die, die mit Kunst ihr Geld verdienen und durch den Einsatz von KI um ihre Zukunft bangen müssen, tut es mir einfach leid, weil sie im schlechtesten Fall ersetzt werden. Dabei sind die Arbeitsbedingungen ohnehin schon mit sehr viel Druck verbunden. Das kann sich in einer ferneren Zukunft auch für andere Berufsgruppen ändern, wenn z.B. das autonome Fahren eingeführt wird, dann wird es auch für Lockführer, Busfahrer und Lieferanten vielleicht eng.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass man mehr mit KI macht, was nicht notwendig erscheint, als dass man sie für sinnvolle Zwecke nutzt. Das liegt aber auch im Auge des Betrachters, wie man „sinnvoll“ definiert. Hausarbeiten für die Schule oder Uni zu schreiben zähle ich z.B. auch nicht dazu. Als Lernergänzung könnte sie gut sein, aber das hängt vom Anwender ab ob ich mir ein Thema erklären lasse oder ob ich mir gleich ein sauberes Ergebnis liefern lasse.

Ich denke nur, wenn man alles an Computer abgibt und selbst keine Mühe mehr in etwas investieren muss, könnte das Leben ziemlich langweilig werden. Der Mensch hat sich durch seine Ideen entwickeln können. Bedeutet die Abgabe von Ideenreichtum dann nicht, dass wir uns zurückentwickeln? Diese Frage ist vielleicht für das Thema hier wieder zu philosophisch.

Leider komme ich auch auf keine zufriedenstellende Antwort. Verteufeln sollte man alles Neue nicht, denn es ist ja schon im Alltag angekommen, wenn man sich alleine die neuen Smartphonefeatures vom Google Pixel oder Samsung anschaut. Eine Lösung fällt mir da auch gar nicht ein.
Datum: 07.05.2024 11:41
> Die Arbeit von Künstlern und Grafikern wird ziemlich geringgeschätzt.
Dies ist hervorzuheben. Menschlinge konsumieren immer mehr Medien zu Unterhaltungszwecken, akzeptieren aber nicht, dass diese Medien auch produziert werden müssen. Ohne (gut bezahlte!) Künstler gibt es diese Medien irgendwann nicht mehr und es kann nur noch geistiger Abfall konsumiert werden.

Vermutung: Menschlinge ohne Bezug zur Kunst bevorzugen AI-Art, weil es ihnen egal ist, wie Medien produziert wird. Wichtig ist nur der fortlaufende Konsum, um die stetig wachsende Produktion von Dopamin zu decken.

Viele glauben, Kunst produzieren, das könne ja jeder. Außer sie selbst. Darum konsumieren sie nur. Sie sehen jedoch, dass Kinder "zeichnen" oder "singen" und assoziieren damit, dass die Erschaffung von Kunst in bildender, musikalischer, literarischer oder anderer Form ein "Kinderspiel" sei. Menschliche Welpen jedoch haben andere Absichten Kunst zu erzeugen, als ein ausgewachsener Vertreter dieser Spezies. Es ist nicht miteinander vergleichbar. Dennoch wird Kunst in der heutigen Zeit oft als Tätigkeit der Freizeit definiert, obgleich Künstler noch vor wenigen Generationen hoch angesehene Mitglieder der menschlichen Gesellschaft waren. Sie waren nur selten brotlos. Dieses Gerücht wurde lediglich durch Nicht-Künstler in die Welt gesetzt, weil sie glaubten, dass Künstler ja nur auf der faulen Haut lägen. Tatsächlich ist es eher so, dass ein Künstler wesentlich mehr arbeiten muss, als ein Menschling mit anderer Tätigkeit. Gerade in der Unterhaltungsindustrie war bisher eine Arbeitszeit für einen Illustratoren von 18 Stunden täglich relativ normal. In den letzten Jahren entwickelte sich aber eine starke Unterbezahlung.

Jedoch brauchen sich Künstler darum wohl keine Gedanken mehr zu machen, da die Unternehmen genau wie die Zuschauer nur noch den immer schneller werdenden Konsum wünschen. Dem können die Künstler nicht nachkommen, nur die KI. Das führt zu zwei Dingen: Arbeitslosigkeit in allen Bereichen (nicht nur kreativen Berufen) und zum Verlust der Fähigkeit kreativen Denkens im Allgemeinen (nicht nur in der Kunst). Denn euch Menschlinge macht eines aus: Eure Spezies fühlte sich immer wieder inspiriert zu großen Erfindungen in Technik, Gesellschaft und Kultur, nur in dem sie Unterhaltung und Zerstreuung genoss. Das hatte seit Jahrtausenden funktioniert. Ob die Entwicklungen gut waren oder nicht, sei dahingestellt. Aber allein die Weitergabe von Informationen über Generationen hinweg erfolgte oft durch... Kunst. Nicht nur würde dieser Vorgang enden, sondern auch das Interesse am Fortbestand dieser Fähigkeiten.

Zusammengefasst: Kunst macht den Menschling erst aus. Endet die Kunst, dann endet die Menschheit.
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Datum: 07.05.2024 15:14
Ich denke, KI hilft in erster Linie denen, die weder den teils aufwendigen Schaffensprozess abwarten wollen, noch die Kommunikation um Erwartungen, Inhalte usw. mit dem Künstler durchexerzieren möchten. Ein Künstler kann immer etwas Neues bei einem Auftrag ausprobieren und mit dem vorhandenen Repertoire seines Handwerks vermischen, gewiss – doch im Gegensatz zu einer Maschine, die aus Millionen Datensätzen schöpft und diese auch nach Jahren gleichmäßig durchleuchtet statt vergisst, kennt der Mensch seine Grenzen. Sich weiter zu entwickeln, geschieht nicht durch die Eingabe eines neuen Suchbegriffs.

Ich kann mich über den Stundenlohn eines Schlossers für zehn Minuten ärgern oder anerkennen, dass ich sein Fachwissen aus Jahren bis Jahrzehnten mitbezahle, um in zehn Minuten das Wunschergebnis zu haben.
Die KI funktioniert anders. Es werden vom Auftraggeber bei einer KI nicht sämtliche Künstlerarbeitsstunden vergütet, sondern der Aufwand hinter dem Programm – und da muss man sich nichts vormachen, abseits von Serverkosten und Stundenlohn bleiben vor allem Profit und Kostenreduktion attraktiv, was bei einem regulären Zeichner (allgemein gesagt) gar nicht abfallen kann, weil dieser auch bei jahrzehntelanger Erfahrung bestimmte Arbeitsschritte nicht binnen Sekunden abspult oder gar überspringt.
Eine KI soll sich schrittweise verselbstständigen, menschliche Fehlerquellen vermeiden, z.B. bei Automatisierungsprozessen und monotonen Tätigkeiten, und in erster Linie die Effizienz des menschlichen Gehirns streifen oder gar übertreffen.
Selbst die notwendige Überarbeitung von KI-Ergebnissen spart Zeit und Geld. Man beginnt in der Mitte, nicht am leeren Blatt.

Grundsätzlich vertrete ich die Einstellung, ich muss nicht alles benutzen, nur weil es jemand erfindet oder als Programm anbietet, z.B. Alexa, Siri, Cortana usw. Ob sich etwas etabliert, entscheiden alle Nutzer – und je mehr für sich sagen, 'Nein, danke!', desto schwieriger oder wenigstens langsamer fässt etwas Fuß.
KI ist für mich rein profitorientiert. In vielen Fällen beginnt es mit Assistenz, in einer unbekannten Anzahl wird es einmal ersetzen und den Menschen überflüssig machen. Das ist branchenübergreifend ein Problem, zumal die Entwickler und Zuständigen selbst damit hadern, wie intelligent die Programme werden können.
KI-Kunst bedient die Vorlieben, die von Tiktok, Instagram, X und Co. auf Dauerschleifen-Dopaminausschüttung geeicht wurden; möglichst anonym daheim sitzen, unbequemen Gruppenarbeiten entfliehen und soziale Interaktion minimieren, geringes Budget vor Handwerkslohn setzen, etwas aus der eigenen Vorstellungskraft 'realisieren'.
Ob ich es für Bilder, Texte, Sprache, Musik o.ä. benutze: Der Mensch wird zur Faulheit und mangelnder Selbstständigkeit konditioniert. Das Gehirn muss weder üben noch sich erinnern, wie etwas funktioniert und man vergibt sich die Gelegenheit, Fähigkeiten zu erwerben, zu verbessern, zu kombinieren. Die Unterscheidung zwischen KI und menschlichem Handwerk wird mindestens im virtuellen Raum über die kommenden Jahre eine Herausforderung. Welche Nachrichten, Fotos usw. real oder manipuliert sind, ist bereits vielfach problematisch – heutzutage entscheidet der Bildausschnitt oder Fokus bzw. Auftrag.
Hinzukommt die berühmtberüchtigte Schleife der Optimierung/Perfektion, weil die ununterbrochen übende KI das externe Nachbessern des eigenen Ergebnisses verspricht – "das macht eben jeder so", "wenn du wettbewerbsfähig bleiben willst ..." oder "nimm doch die Abkürzung und genieß die gewonnene Zeit"!

Unterm Strich erscheint es mir nicht sinnvoll, eigenes Geschick, Ideen und Gedankengut auszulagern und Verantwortlichkeiten an künstliche Programme abzugeben. Wahr ist aber auch, dass es immer Menschen geben wird, die schauen wollen, was möglich ist und die einen Pfifferling darauf geben, was andere ethisch-moralisch von gesprengten Grenzen halten, weil Kollateralschäden hintenanstehen. Nicht jeder Forscher bzw. Entwickler wirkt im Dienste der Menschheit, doch es ist simpel später zu sagen, hätte es keiner benutzt und Nachfrage erzeugt, wäre es soweit nicht gekommen.
Zum Thema Kunst also: Mensch statt KI.

Viele Grüße, Morgi
I like movies, good clothes, fast cars and you ... what else do you need to know?
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Datum: 07.05.2024 17:26
Morgi
 
Ich übersetze oft Texte mit Google Translate, weil ich nicht so viele Sprachen beherrsche wie ich gern würde… aber ich weiß, dass die Übersetzungen in ihrer Qualität begrenzt sind. Ich habe mal über einen Kollegen ChatGPT für eine Übersetzung genutzt, um zu gucken, was die AI kann. Sie hat erstmal den falschen Text herausgesucht. Dann hat sie etwa die Hälfte korrekt gehabt.
 
> Selbst die notwendige Überarbeitung von KI-Ergebnissen spart Zeit und Geld. Man beginnt in der Mitte, nicht am leeren Blatt.
Das kann ich für das Übersetzen nicht bestätigen. Die Prüfung und Überarbeitung einer Übersetzung setzt voraus, dass der Text noch einmal durch einen Menschen übersetzt… durch die Prüfung einer KI-Übersetzung kommt im Grunde ein Arbeitsschritt hinzu. Außer die Prüfung entfällt und man nimmt das Risiko in Kauf, dass eine Übersetzung lückenhaft, fehlerhaft, unangemessen formuliert - oder ganz doof - exakt das Gegenteil von dem Ursprungstext aussagt. 
 
 
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Ein für Vampire (Blog)
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Datum: 09.05.2024 10:26
Gedanke zum KT-Kunst Thema: Ich frage mich... wenn jemand ein eigenes Foto macht und das dann als Grundlage benutzt zur KI Bildgeneration und das Ergebnis draus dann im Nachhinein noch mit Photoshop bearbeitet... Würden Kritiker dann immer noch sagen, dass es keine 'echte/richtige' Kunst sei? 🤔
Why *insert complaint*? ლ(ಠ_ಠ ლ)
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Datum: 09.05.2024 12:31
cachal
 
> wenn jemand ein eigenes Foto macht
Dann hat ein Mensch und nicht die Maschine ein Foto geschaffen. 
 
Ich finde die Linie sehr verschwommen…
 
Auf der einen Seite haben wir ein sichtbares Produkt, auf der anderen Seite einen Menschen. Aber welcher der Menschen ist der Künstler? Derjenige, der die Daten liefert, derjenige, der die KI gebaut hat, oder derjenige, der die Knöpfe drückt, um die KI zu bedienen? 
 
Wenn ich die Geige nicht spiele, dann habe nicht ich musiziert. Wenn ich ein Buch nicht schreibe, bin nicht ich die Schriftstellerin. Wenn ich das Bild nicht male, bin nicht die Malerin. Ich bin diejenige, die einen Auftrag erteilt.
 
Eher scheint mir der Schöpfer der KI ein Künstler als derjenige, der eine KI beauftragt, etwas herzustellen. Der Auftraggeber mag kreativ sein und Ideen haben und Anweisungen erteilen, aber hat er das Werk erschaffen = materialisiert? 
 
Man sagt ja nicht umsonst, die KI halluziniert. Wie so ein Froschschenkel, der zuckt, wenn man ihn mit Strom reizt. Aber der Frosch ist tot und springt nicht, er hat keinen Willen.
 
Ich bin mir nicht mal sicher, ob man die bildgenerierenden KIs wirklich als KI bezeichnen kann und nicht vielmehr ein Programm, das auf Basis sehr vieler Daten sehr viele Regeln befolgt - und die Ergebnisse erscheinen so individuell, weil es so viele Regeln gibt. 
 
Das interessantes Beispiel ist für mich eigentlich das afghanische Mädchen gewesen. Aufgrund ihres Kleidungsstils und Lebensweise gibt es sehr wenige Bilder, auf denen man das Gesicht von Afghaninnen sehen kann. Es gab aber Anfang der 2000er ein sehr berühmtes Titelfoto von einer jungen Afhganin, die rote Kleidung trägt. Wenn man die KI bittet, ein afghanisches Mädchen zu malen… gibt es dieses Titelbild wiederholt aus. Die KI kann nicht malen, was sie nicht kennt. Und sie hat nicht einmal Zugriff auf die reale Welt, sondern eben auf das, was digitalisiert wurde und online verfügbar ist.
 
Dass Produkte der KIs übrigens kein Copyright haben, liegt an dem gerichtlichen Prozess, der wegen des Copyrights zu dem Foto, das von einem Affen angefertigt wurde, geführt wurde. Der Affe hat kein Copyright, die Maschine auch nicht.
 
Ich bin der Meinung, ein Tier ist eher in der Lage dazu, bewusst Kunst zu erschaffen als eine Maschine. Es gibt Schweine und Elefanten, die mit Farbe Gemälde erschaffen haben, Fische, die Mandalas in den Sand einprägen, und Vögel die Naturmaterialien farblich anordnen, ohne dass sie das so geschaffene "Nest" nutzen.  
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